13.06.23 - Verein

104 Jahre Vereinsgeschichte. Sortiert und dokumentiert. Das hat absoluten Seltenheitswert. Dem TuS Müssen-Billinghausen ist es gelungen, die Historie aufzuarbeiten und für die Nachwelt festzuhalten. Die umfangreiche Sammlung wird nun dem Lagenser Stadtarchiv zur Verfügung gestellt.

Nach dem Krieg war das Buch mit den handgeschriebenen Protokollen ab dem Jahr 1949 kurzfristig verschollen. „So etwas soll nie wieder vorkommen“, sagt Wolfgang Kuhlemann. Der 77-Jährige war und ist maßgeblich an der Aufarbeitung der Vereinsgeschichte beteiligt.

„Anlass, ein Vereinsarchiv aufzubauen, waren die Vorbereitungen zu der Erstellung einer Chronik zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2016“, berichtet Klaus Rottschäfer und blättert in der Akte „Steinlechner“. „Es handelte sich bei dieser Akte um Aufzeichnungen aus dem kurzen Vereinsleben des RSV Billinghausen in den Jahren 1933/34, die auf dem Umweg über Österreich glücklicherweise wieder zum TuS zurückkamen“, erläutert der Vereinsvorsitzende.

Aufruf war unerwartet erfolgreich

„Ein Aufruf an die Vereinsmitglieder, zum TuS-Jubiläum Schriftstücke, Fotos, Korrespondenz, Urkunden, Protokolle und vieles mehr zur Verfügung zu stellen war zudem unerwartet erfolgreich“, freut sich Rottschäfer, dass die Chronisten auf eine Fülle von historischen Dokumenten zurückgreifen und damit eine umfangreiche Vereinschronik erstellen konnten.

„Sollten nun diese historisch einmaligen und seltenen Dokumente wieder in diversen unsortierten Ordnern und Schubladen verschwinden und somit für die Nachwelt verloren sein?“, stellt Wolfgang Kuhlemann eine rhetorische Frage. Gemeinsam mit Ulli Möller und weiteren Vereinsmitgliedern machte er sich an die Arbeit und sammelte, sichtete und sortierte nach einer chronologischen Abfolge einen Wust von Ordnern, Akten und fliegenden Blättern. „Diese Tatsache motivierte weitere Vereinsmitglieder, die vorhandenen Dokumente bis zur Archivreife zu bearbeiten. Metallklammern und Kunststoffhüllen mussten entfernt, Doppelungen aussortiert werden“, dankt Klaus Rottschäfer auch Heinz Doil und Klaus Vothknecht für deren Einsatz.

Ein wahrer Wissensschatz

„Es ist richtig spannend, was man während der Sichtung von alten Fotos noch für Insider-Informationen erhält“, spricht Uwe Pohl von einem wahren Wissensschatz der Beteiligten. Ein echtes Schätzchen ist unter anderen auch die Gründungs-Urkunde des Vereins sowie der Karton voller Karnevalsorden. „Die Karnevalsabteilung, die sich 1949 im Verein gründete, war und ist enorm wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, betont Wolfgang Kuhlemann als Ehrenpräsident. Ursprünglich habe man damit lediglich etwas Geld in die Kasse spülen wollen. „Bei 50 Pfennig Eintritt und 1000 Gästen auf dem Bükerschen Saal ist das auch gelungen“, schmunzelt Kuhlemann. Die Geschichte der Jecken inklusive der Fotos sämtlicher Prinzenpaare haben bereits den Weg ins Stadtarchiv gefunden.

„Wir haben einen Übernahmevertrag geschlossen“, verrät Klaus Rottschäfer, der gemeinsam mit Karin Büker und Uwe Pohl den Kontakt weiter pflegen und Daten ergänzen will. „Dank Karoline Neuser konnte zudem alles professionell digitalisiert werden“, freut sich der Vorstand. Stadtarchivar Lars Sonnenberg ist glücklich über die Bereitstellung der umfangreichen Bestände, die seinesgleichen suchen. Etwa 3300 Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken darin, haben die Vereinsaktiven ausgerechnet. „Das ist unbezahlbar und kann gar nicht genug wertgeschätzt werden“, lobt der Stadtarchivar.